Besenderung von 11 Rotmilanen

Im Vogelschutzgebiet werden derzeit vier Rotmilan-Horste durch unsere Horstkameras überwacht. Die vier Brutpaare konnten erfolgreich 1, 3, 2 und 2 Jungvögel großziehen. Nun sind die Jungtiere so weit entwickelt, dass sie bald das Nest verlassen werden und bereits genügend Gewicht erreicht haben, um die nur 26 g leichten Sender problemlos auf dem Rücken zu tragen.
Diesen Zeitpunkt nutzten wir am 11., 12. und 13. Juni, um die Jungvögel zu besendern. Die Baumkletterer des LIFE Eurokite-Teams entnahmen die Jungtiere vorsichtig aus den Horsten und ließen sie in einem Stoffbeutel mit Seil sicher zum Waldboden hinab. Dort warteten bereits weitere Teammitglieder, um alle notwendigen Monitoringdaten zu erfassen: Gewicht, Flügel- und Schwanzlänge wurden gemessen, außerdem wurde eine Feder zur genetischen Bestimmung entnommen. Die Vögel wurden auch beringt untersucht und mit GPS-Sendern versehen.
Der Sender wird wie ein kleiner Rucksack angebracht – zunächst über den Kopf, dann unter den Flügeln entlang am Rücken befestigt. Besonders bei Jungvögeln ist es wichtig, den Sender locker zu befestigen, damit die Teflonbänder beim Wachstum nicht einschnüren. Die genauen Maße hierfür wurden anhand von Erfahrungswerten festgelegt.
Ein faszinierender Schutzmechanismus der Rotmilane ist ihr Verhalten in Stresssituationen: Sie fallen in eine Art Todesstarre, genannt Akinese. Dabei stellen sie sich tot, strecken die Zunge heraus und verströmen manchmal sogar einen unangenehmen Geruch, um Fressfeinde abzuschrecken. Dieses Verhalten erleichtert die Arbeit der Wissenschaftler erheblich und minimiert den Stress für die Tiere – sie müssen weder betäubt noch fixiert werden.
Von acht adulten Rotmilanen konnten nur drei erfolgreich besendert werden. Anders als die noch flugunfähigen Jungtiere müssen erwachsene Rotmilane mit Hilfe einer Uhu-Attrappe und einem Netz gefangen werden.
Während der Besenderung bleiben die Jungvögel meist relativ ruhig, werden jedoch stets an den Füßen festgehalten. Die Besenderung findet direkt am Horst statt, meist mitten im dichten Wald. Dort wären die Tiere bei einem Fluchtversuch verletzungsgefährdet. Nach dem Anbringen der Sender werden sie an lichteren Stellen wieder freigelassen.
Bei den Altvögeln werden dieselben Messungen wie bei den Jungvögeln durchgeführt. Zusätzlich lässt sich ihr Geschlecht bestimmen: Weibchen weisen im unteren Bauchbereich eine kahle Stelle auf, den sogenannten Brutfleck. Dieser entsteht, weil sie dort ihre Federn abstreifen, um die Eier durch direkten Körperkontakt besser zu wärmen.
Das Ziel der Besenderung ist es, die Todesursachen der Rotmilane besser zu verstehen, zu überwachen und nachzuverfolgen. Erschreckenderweise stirbt etwa jeder vierte Rotmilan durch illegale Vergiftungen. Um diesem Problem entgegenzuwirken, haben sich die Besenderungen bereits als wirkungsvoll erwiesen. Ein Hauptgrund für die Vergiftungen ist der Einsatz von Giftködern mit Carbofuran – einem bereits verbotenen Insektizid.
Durch die Besenderung können wir die Tiere nun verfolgen, besser schützen und ihr Verhalten noch genauer kennenlernen.
Wir danken der NRW-Stiftung und der Stöckmann-Stiftung für die Förderung der Besenderung.
- Werdet aktiv – Eure Stimme zählt!
Viele Greifvögel fallen zum Opfer von illegalen Vergiftungen. Solche Vergehen müssen in Zukunft konsequent verfolgt und bestraft werden. Setze ein Zeichen gegen illegale Vergiftungen und für den Schutz der europäischen Tierwelt. Unterzeichne die Petition und hilf mit, ein Bewusstsein für den Schutz des Rotmilans zu schaffen: