Liebe Projektinteressierte,
wir steuern auf die Halbzeit des Projektes zu – es ist Zeit auf das Erreichte zurückzublicken und die Ziele für die zweite Hälfte zu definieren. Bisher lag unser Fokus vor allem auf den Maßnahmen im Grünland und der Förderung von Laubwald auf ehemaligen Fichtenstandorten. In der zweiten Hälfte widmen wir uns jetzt der Schutzmaßnahmen im Altwald, der Bewirtschaftung von ehemaligen Haubergen und der Wiederansiedlung des Goldenen Scheckenfalters. Aber gehen wir dazu einmal die einzelnen Projektbestandteile, aufgeteilt in die Maßnahmenbereiche A-F, nacheinander durch.
A-Maßnahmen
Hierunter verbergen sich alle vorbereitenden Arbeiten für die Umsetzung unserer Projektziele im Bereich der C-Maßnahmen. Bestandserfassungen der Zielarten und Lebensräume wurden durchgeführt und Maßnahmenkonzepte erarbeitet. So konnten wir beispielsweise 82 Brutpaare Braunkehlchen, 3 Rotmilanepaare, 12 Schwarzspechtreviere, 30 Brutpaare des Mittelspechtes, ein Grauspechtrevier und zwei stabile Populationen des Blauschillernden Feuerfalters nachweisen. Diese Zahlen dienen als Erfolgsmonitoring und sollen langfristig stabilisiert bzw. erhöht werden. Der Bereich der vorbereitenden Maßnahmen ist damit abgeschlossen.
B-Maßnahmen
Insgesamt wollen wir 29 ha Grünland und 10 ha Wald für die langfristige Sicherung im Rahmen des Naturschutzes erwerben. Bislang wurden 12,6 ha Grünland und 3,9 ha Wald erworben. Auf den erworbenen Flächen fanden bereits erste Maßnahmen statt (wie die Entnahme von nicht-heimischen Baumarten), weitere Maßnahmen (insb. Entbuschungen) sind in diesem Winter geplant.
C-Maßnahmen
C1: Einrichtung von Waldrefugien
Neben den bereits erworbenen 4 ha Wald, soll auf weiteren 40 ha Altwald dauerhaft durch Nutzungsverzicht oder Nutzungseinschränkungen gesichert werden. Zudem sollen über den Schutz von Einzelbäumen Biotopholzinseln im Wald eingerichtet werden. Wir haben dazu bisher über 2.700 Biotopbäume markiert, von denen einige in den nächsten Monaten aus der Nutzung herausgekauft werden sollen.
C2 Initialpflanzungen von Laubwald
Insgesamt sollen 50 ha Laubwald auf ehemaligen Fichtenflächen etabliert werden. Die Maßnahme wurde sehr gut angenommen, sodass wir bereits unser Ziel erreicht bzw. überschritten haben. Im kommenden Winter werden die letzten Flächen bepflanzt, sodass wir im Frühjahr auf 20,0 ha Erlen-Eschen-Auwald, 13,1 ha Eichenwald, 8,7 ha Hainsimsen-Buchenwald und 12,1 ha gepflanzten Schlucht- und Hangmischwald blicken können - insgesamt also 53,9 ha heimischen Laubwald. Zudem wurde ein standortfremder Bestand aus Hybridpappeln in einen Schlucht- und Hangmischwald auf knapp 2 ha Fläche umgewandelt.
Zusätzlich zu den im Antrag geplanten Maßnahmen, wurde im FFH-Gebiet „Buchheller-Quellgebiet“ eine Demonstrationsfläche mit verschiedenen Pflanzkonzepten sowie neun unterschiedlichen Varianten des Verbissschutzes und Informationstafeln zu dieser Maßnahme angelegt. Durch diese Art der Veranschaulichung sollen Waldbesitzer für die Wiederbewaldung ehemaliger Fichtenflächen mit einheimischen Laubbaumarten und alternativen Pflanzkonzepten animiert werden. Ein Besuch lohnt sich allemal!
C3: Etablierung einer mittelwaldartigen Bewirtschaftung
Für die Umsetzung der Maßnahme wurde das Konzept „Hauberg 2.0“ erstellt. Hierin werden Methoden zur Weiterentwicklung von Niederwäldern in sogenannte Niederwälder mit Überhältern (Hauberg 2.0) beschrieben. Dieses Konzept soll den Waldgenossenschaften bei der Umsetzung dieser Maßnahme als Leitfaden dienen.
Im Bereich der Waldgenossenschaft Holzhausen wurde eine Demonstrationsfläche ausgewählt, auf der verschiedene Waldbilder für die Etablierung einer mittelwaldartigen Bewirtschaftung verdeutlicht werden. Bisher haben bereits zwei Exkursionen über diese Flächen stattgefunden. Außerdem wurde eine Studie zur Evaluierung des Absatzmarktes von Brennholz aus einem Hauberg 2.0 durchgeführt und für die Erarbeitung eines Leitfadens für diese Maßnahme ein Workshop in Bozen ausgerichtet.
C4: Umwandlung von Fichtenwald in Extensivgrünland
Die im Jahr 2023 im „Buchheller-Quellgebiet“ wiederhergestellten Flächen (knapp 16 ha) wurden in diesem Jahr eingezäunt und für die extensive Beweidung durch Rinder im Rahmen des Vertragsnaturschutzes freigegeben. Zur weiteren Optimierung der Flächen wurde im Juli 2024 in Teilbereichen erneut Mahdgut übertragen. Weitere 18 ha Fläche sind für die Wiederherstellung von Extensivgrünland für 2024 bereits beplant.
Die bisherige Umsetzung wurde in einem Kurzfilm zusammengefasst, der auf YouTube abrufbar ist: https://www.youtube.com/watch?v=aGbRwJLER88
C5: Optimierung von bestehendem Extensivgrünland
Dieser Maßnahmenteil ist sehr vielfältig: So wurden beispielsweise bereits etwa 5 ha Wechselbrachen etabliert, die jährlich abwechselnd für die Beweidung oder Mahd geöffnet oder geschlossen werden sollen. Hierdurch sollen ideale Habitate für den Goldenen Scheckenfalter entstehen, aber auch andere Projekt-Zielarten wie der Blauschillernde Feuerfalter und das Braunkehlchen profitieren von der Maßnahme. Auf weiteren etwa 15 ha wurde mit der Mahd mit insektenschonenden Messerbalken-Mähwerken begonnen. Mithilfe des „Wiesensamensammlers“ der Firma Neisser Geoprodukte wurde Saatgut auf besonders artenreichen Flächen gewonnen, welches zur Nachsaat auf dem wiederhergestellten Grünland verwendet wurde. Zusätzlich wurde eine Samenkollektion von Arnika erstellt, die für kommende Maßnahme aufbewahrt wird. Ebenso wurde bereits mit den Samen des Teufelsabbisses, der Raupennahrungspflanze des Goldenen Scheckenfalters vorgegangen. Durch das aktive Einbringen von 1.600 Pflanzen dieser Art konnten die Habitate den Goldenen Scheckenfalter in unserem Projektgebiet optimiert werden. Zusätzlich haben wir dabei mitgewirkt, weitere 1.800 Pflanzen in Flächen an der rheinland-pfälzischen Fuchskaute einzubringen, die die letzte lokale Population des Goldenen Scheckenfalters stärken sollen. Auf etwa 50 ha artenreicher Bergmähwiesen wurde mittlerweile in drei aufeinanderfolgenden Jahren das giftige Jakobskreuzkraut entfernt. Unter der Mitwirkung zahlreicher Freiwilliger konnte so die bedenkenlose Nutzung des Heus sichergestellt werden. Die Entfilzung von Borstgrasrasen durch Aufwertung wurde für den Winter 2024/25 bereits geplant.
C6 Wiederansiedlung des Goldenen Scheckenfalters
Aus der Nachzucht des Goldenen Scheckenfalters ist über den Winter 2023/2024 und das Frühjahr 2024 bei uns leider kein Paarungserfolg zu vermelden. In Zusammenarbeit mit dem Projekt LIFE helle Eifeltäler konnte aber eine andere stabile Zuchtlinie in der Eifel aufgebaut werden. Im Juli 2024 wurden zudem weitere Eispiegel aus einer sehr starken Population des Goldenen Scheckenfalters aus der hessischen Rhön (LIFE-Projekt Rhöner Bergwiesen) entnommen, die nun in die Überwinterung gehen. Im August 2024 haben wir an einem Expertenaustausch zur Abstimmung der weiteren Zuchtaktivitäten in der Eifel teilgenommen.
D-Maßnahmen
Hierunter verbirgt sich das Erfolgsmonitoring im LIFE-Projekt. Dabei ergibt sich immer wieder die Möglichkeit für angehende Naturschutzpraktikerinnen und -praktiker, Projektmaßnahmen vorzubereiten, zu begleiten und zu untersuchen. Bisher konnten sieben universitäre Abschlussarbeiten ermöglicht werden. In den letzten zwei Jahren wurde so bereits die Braunkehlchenpopulation im Projektgebiet und in den angrenzenden Bereichen untersucht, mit dem Ergebnis, dass das Vogelschutzgebiet „Wälder und Wiesen bei Burbach und Neunkirchen“ ein starker Rückzugsort für diese Art bleibt, auch wenn Populationen im Umland verschwinden. Im Erfolgsmonitoring zum Arteninventar auf den wiederhergestellten Grünlandflächen konnten wir feststellen, dass bereits im ersten Jahr nach der Mahdgutübertragung im Schnitt 17 Pflanzenarten angewachsen waren. Auf den Spenderflächen waren es 25 Arten, sodass die Übertragung als großer Erfolg eingestuft werden kann. Eine weitere Masterarbeit hat mithilfe von Befragungen ein Design für unsere Lehr- und Erlebnispfade für Kinder erarbeitet, das im nächsten Jahr in die Praxis gebracht werden soll.
E-Maßnahmen
Die Öffentlichkeitsarbeit steht im Fokus dieses Maßnahmenpaketes. Neben acht Exkursionen in diesem Jahr ins Projektgebiet, haben wir im Mai 2024 einen internationalen Workshop zum Thema Waldnutzung in Bozen durchgeführt und im September 2024 ein Treffen für die LIFE-Projekte in NRW ausgerichtet.
Im Rahmen von „LIFE4Siegerlandscapes digital begreifen“ wurden erneut mehrere Horstbäume mit Kameras ausgestattet, um die Rotmilane im Projektgebiet zu verfolgen. Leider konnte auch in diesem Jahr keine erfolgreiche Aufzucht der Jungtiere beobachtet werden. In einem Horst vielen die Jungtiere einem Uhu zum Opfer, in einem anderen Horst wurden drei Eier von einem Waschbären geplündert. Dies zeigt das der Waschbär auch im Vogelschutzgebiet eine ernstzunehmende Bedrohung darstellt. Über den Winter 2024/25 sollen daher Schutzmaßnahmen zur Vermeidung von Waschbärangriffen umgesetzt werden. Zudem wurde eine Kooperation mit LIFE Eurokite gestartet. Ab 2025 sollen auch die Rotmilane in unserem Projektgebiet besendert werden.
Seit Juni ist unsere Citizen Science Webapp zur Meldung von Tierbeobachtungen aktiv. Im August wurde damit begonnen insgesamt 40 Informationsschilder zu verschiedenen Themen mit QR-Code-Verlinkungen im Projektgebiet aufzubauen. Für das nächste Jahr ist die Ausweisung von drei Wanderwegen zu unseren Maßnahmenflächen geplant.
F-Maßnahmen
Seit Oktober 2024 wird unser Team durch eine weitere Kollegin unterstützt. Cynthia Harnischmacher wird vor allem die Unterhaltung der Website und der Social-Media-Kanäle übernehmen sowie im Bereich Landerwerb unterstützen.