Liebe Projektinteressierte,
zum Start in die zweite Projekthälfte haben wir in diesem Jahr viel vor! Wir wollen den Schutz von Biotopholz voranbringen, die Haubergswirtschaft finanziell unterstützen, die Umwandlung von Fichtenwald in Grünland fertigstellen, den Goldenen Scheckenfalter wieder fliegen sehen und erfolgreiche Bruten bei Rotmilan, Habicht, Schwarzstorch und Co beobachten. Unsere Maßnahmen greifen dabei Hand in Hand, um unseren Zielarten unter die Flügel zu greifen und damit einem positiven Beitrag zum Erhalt der biologischen Vielfalt zu leisten. Im Detail bedeutet das für dieses Jahr:
Landerwerb
Bisher konnten wir insgesamt 20,4 ha Land für den Naturschutz sichern. Hierbei entfallen 15,7 ha auf Flächen im Grünland und die restlichen 4,9 ha auf Waldstücke. Das Ziel ist es hierbei, langfristig abgestimmte Maßnahmen zum Schutz unserer Zielarten etablieren zu können.
Im Wald bedeutet dies die dauerhafte Nutzungsaufgabe und damit Sicherung von Altwald. Dabei werden aber auch Flächen erworben auf denen aktuell keine standortgerechte Bestockung anzutreffen ist. Auf solchen Flächen werden beispielsweise Nadelgehölze entfernt und Laubbäume gepflanzt. Maßnahmen im Wald umfassen aber auch die Entfernung unerwünschter Verjüngung oder die Entfernung von invasiven Arten wie dem drüsigen Springkraut.
Maßnahmen im Grünland umfassen insbesondere die Entbuschung von brachgefallenen Flächen aber auch die Optimierung von bisher intensiv genutzten Flächen. Daneben sollen Maßnahmen zur Förderung der Zielarten wie dem Blauschillernden Feuerfalter umgesetzt werden. Weitere 14 ha sollen noch gekauft werden – die Planungen und Verhandlungen laufen bereits.
Renaturierungsmaßnahmen
Nachdem wir in den letzten Jahren bereits 55,4 ha Laubwald auf ehemaligen Fichtenflächen pflanzen konnten, widmen wir uns jetzt dem Schutz von Biotopholz und der Förderung der historischen Haubergswirtschaft. Besonders die Erhöhung der Verfügbarkeit von Totholz im Wald soll dem Schwarz-, Mittel- und Grauspecht zugutekommen. Die hohe Strukturvielfalt und mosaikartige Verbreitung von Haubergsflächen soll beispielsweise durch unterschiedliche Durchforstungsintensitäten oder Zeitpunkte weiter dazu beitragen, die Biodiversität in Hinblick auf Insekten und Vögel zu erhalten und zu erhöhen,
Auf ehemaligen Fichtenflächen soll aber nicht nur neuer Laubwald entstehen. An der Grenze zum Westerwald spielen auch die historisch weitläufigen Weidelandschaften eine entscheidende Rolle für besondere Arten. Im FFH-Gebiet „Buchheller-Quellgebiet“ in Burbach-Lippe konnten bisher rund 16 ha in Extensivgrünland überführt werden, die seit 2024 bereits mit Rindern beweidet werden. In diesem Jahr wollen wir die restlichen knapp 20 ha fertigstellen. Das gleicht einer wahren Mammutaufgabe, für die die Vorbereitungen derzeit laufen. Die letzten Fichten müssen zunächst entfernt werden, die Flächen sauber beräumt und bereits aufgekommene Gehölzsukzession entfernt werden. Teile der Fläche werden weiterhin durch Mulchen und Mahdgutübertragung in Grünland überführt. Im Anschlusskönnen die Flächen eingezäunt und ebenfalls beweidet werden.
Zur Verbesserung von bestehendem Grünland soll in diesem Jahr auf 20 ha Borstgrasrasen entfilzt werden. Ziel ist es dabei, die Moos- und Streuschicht zu entfernen und damit Raum für Blütenpflanzen und besonders seltene und konkurrenzschwache Arten zu schaffen. Von dem durch diese Maßnahme kleinräumig entstehenden Offenboden profitiert beispielsweise auch Arnika. Auch der Schlangenknöterich wird durch solche Maßnahmen gefördert. Beide Pflanzen sind ausschlaggebend, um das Überleben des Blauschillernden Feuerfalters und des Goldenen Scheckenfalters zu sichern.
Zur Stärkung der Artenvielfalt wollen wir eine Charakterart, die uns in den letzten Jahrzehnten verloren gegangen ist, wiederansiedeln. Die Raupen des Goldenen Scheckenfalters haben in unseren Zuchtzelten gut überwintert und tummeln sich nun zu hunderten auf ihren Futterpflanzen, dem Teufelsabbiss, den wir in großen Mengen aus eigenem Saatgut vorziehen lassen. Sobald die ausgewachsenen Falter fliegen, hoffen wir auf viele Paarungen und viele Eiablagen. Sollte sich die derzeit positive Entwicklung fortsetzen, können die ersten Tiere bereits in diesem Jahr in ihre angestammten Lebensräume überführt werden.
Um die Siegerländer Kultur- und Naturlandschaften sowie deren Arten näher kennenzulernen, betreiben wir seit zwei Jahren Kameras in den Horsten von Rotmilanen. Da bisher keine erfolgreiche Brut beobachtet werden konnte – ein Brutpaar wurde 2023 vergiftet, ein weiteres letztes Jahr vom Waschbären seiner Eier beraubt und der Nachwuchs eines dritten vom Uhu geschlagen– haben wir die Schutz- und Beobachtungsbemühungen in diesem Jahr massiv gesteigert. Nach einer detaillierten Kartierung von potenziellen Rotmilanhorsten auf einer Gesamtfläche von knapp 800 ha haben wir Horstbäume mit Baummanschetten zur Abwehr des Waschbären ausgestattet. An insgesamt 20 Horsten wurden Kameras installiert, die fast täglich neue Bilder auf unsere Homepage senden (https://www.life4siegerlandscapes.de/bildergalerie/horst-hoehlenkameras-2-1). Derzeit konnten in acht Horsten Aktivitäten von Rotmilanen festgestellt werden, in sechs von Mäusebussarden, in drei Horsten von Habichten und in einem von Schwarzstörchen. In den übrigen zwei Horsten fanden bisher nur sporadische Besuche unterschiedlicher Arten statt. Die ersten Eier von Bussarden (Kamera L005) und Rotmilanen (Kamera BS06) wurden bereits gelegt, die nächsten Wochen werden zeigen in welchen Horsten ebenfalls Bruten stattfinden werden. Im Rahmen der Kooperation mit LIFE Eurokite sollen zudem in diesem Jahr Rotmilane besendert werden um ein genaueres Bild über deren Zug- und Nistverhalten sowie Gefährdungsursachen zu bekommen.
Für Interessierte bieten wir auch dieses Jahr wieder Exkursionen zu unseren Maßnahmenflächen, Zielarten und besonderen Lebensräumen an. Aktuelle Informationen finden Sie auf unserer Homepage (https://www.life4siegerlandscapes.de/veranstaltungen).