Mittelspecht

Zielarten

Besondere Arten mit hohen Ansprüchen

Viele der Arten im Vogelschutzgebiet sind auf ganz besondere Lebensräume angewiesen, die Deutschlandweit inzwischen selten geworden sind. So bieten alte Laubwaldbestände einen Lebensraum für viele Spechtarten wie bspw. für Mittel- und Schwarzspecht. Bunte Wiesen bzw. artenreiches extensiv bewirtschaftes Grünland bieten einen Lebensraum für Tagfalter wie den Blauschillernder Feuerfalter oder Bodenbrüter wie das Braunkehlchen. Im Rahmen des LIFE-Projektes sollen insgesamt sieben Zielarten gefördert werden.

Schwarzspecht (Dryocopus martius)

Anhang VS-Richtlinie I (EU-Code A236), RL NRW (Brutvögel): * , RL D: *

Kennzeichen: Der Schwarzspecht ist unsere größte heimische Spechtart und ganz eindeutig an seinem schwarzen Gefieder zu erkennen. Die Männchen tragen einen roten Scheitel, der sich von der Stirn bis zum Nacken zieht. Bei den Weibchen ist lediglich ein roter Fleck auf dem Hinterkopf ausgeprägt. Der Schnabel ist weiß und hat eine dunkle Spitze.
Nahrung: Ameisen. In den Sommermonaten werden bevorzugt Waldameisen sowie Schwarze Wegameisen am Boden gesucht. Auch Ameisenhaufen fallen dem Schwarzspecht regelmäßig zum Opfer. Im Winter werden die Ameisen überwiegend an stehendem und liegendem Totholz sowie unter der Rinde erbeutet.
Lebensraum: Der Schwarzspecht ist eine Charakterart alter Buchenwälder, hier zimmert er die Nisthöhlen bevorzugt in alte Buchen, mit einem Mindestalter von etwa 120-130 Jahren. Zur Nahrungssuche nutzt er angrenzende ameisenreiche Fichtenwälder.
Besonderheiten: Die Art ist in den Altholzbeständen eine Schlüsselart für zahlreiche Baumbrüter und Baumhöhlenbewohner. So konnten im Siegerland bereits 17 Nachmieter von Schwarzspechthöhlen nachgewiesen werden. Darunter insbesondere der Raufußkauz, Waldkauz und die Hohltaube. Auch Kleiber, Eichhörnchen, Meisen sowie kleinere Spechtarten nutzen die verlassenen Höhlen.
Vorkommen im Projektgebiet: Die Art kommt in den Altwaldbeständen des Projektgebietes vor. Relevante FFH-LRT: 9110, 9130, 9180, 91E0*.
Maßnahmen im Projektgebiet:
  • Förderung von Laubwald
  • Langfristige Sicherung von Altholzbeständen
  • Schutz von Habitat- und Höhlenbäumen

 

Mittelspecht (Dendrocoptes medius)

Anhang VS-Richtlinie I (EU-Code A328), RL NRW (Brutvögel): *, RL D: V

Kennzeichen: Etwas kleiner als der Buntspecht, fällt der Mittelspecht besonders durch seine leuchtend rote Kopfplatte und das hellrote Gefieder unterhalb des Schwanzes auf. Das restliche Gefieder ist schwarzweiß gefärbt mit einem gestrichelten Muster an den Seiten und der Brust.
Nahrung: Holzbewohnende Insekten und deren Larven, aber auch Früchte und Samen. Die Nahrung wird das ganze Jahr über mit dem feinen Schnabel in Rissen und Spalten von Bäumen mit grober Borke gesucht.
Lebensraum: Der Mittelspecht ist eine Charakterart alter Laubwälder, vorzugsweise mit einem hohen Anteil an grobborkiger Eiche. Hier findet der „Urwaldspecht“ ausreichend Nahrung sowie Totholz zum Bau seiner Höhlen.
Besonderheiten: Der Mittelspecht gehört zu den Verantwortungsarten Deutschlands, hier kommen rund 7% des Weltbestandes vor. Das Vorkomme im Projektgebiet ist mit rund 23 Revieren (2018) eines der Bedeutendsten im Bereich von Sauer- und Siegerland, sowie Wittgenstein und Bergischen Land (Süderbergland).
Vorkommen im Projektgebiet: In den Eichen- oder Eichen-Buchen-Altholzbeständen, wo ausreichend Tot- und Altholz vorhanden sind. Dabei spielen immer mehr auch alte durchgewachsene Hauberge mit ihrem hohen Anteil an Eichen eine Rolle.
Maßnahmen im Projektgebiet:
  • Förderung von Laubwald
  • Langfristige Sicherung von Altholzbeständen
  • Schutz von Habitat- und Höhlenbäumen
  • Langfristiger Erhalt der Eiche im Siegerland

 

Grauspecht (Picus canus)

VS-Anhang I (EU-Code A234), RL NRW (Brutvögel): 2, RL D: V

Kennzeichen: Das Gefieder des Grauspechtes ist überwiegend grün gefärbt, wodurch er dem etwas größeren Grünspecht auf den ersten Blick zum Verwechseln ähnlich sieht. Die Hauptunterscheidungsmerkmale des Grauspechtes sind der namensgebende graue Kopf mit einem schmalen schwarzen Streifen an der Wange. Zudem tragen die Männchen einen roten Stirnfleck, der bei den Weibchen jedoch vollständig fehlt.
Nahrung: Ameisen. Gelegentlich auch andere Insekten sowie Sämereien und Obst. Die Nahrung wird hauptsächlich am Boden gesucht.
Lebensraum: Der Grauspecht ist eine Charakterart alter strukturreicher Laub- und Mischwälder, insbesondere von alten Buchen- und Eichenwäldern. Dort baut er seine Höhlen bevorzugt in Schad- oder Totholz. Für die Nahrungssuche braucht der Grauspecht strukturreiche Waldränder und offene Freiflächen. Relevante FFH-LRT: 6230, 6410, 6510, 6520, 9110, 9130, 9180, 91E0*
Besonderheiten: Der Grauspecht erreicht in Nordrhein-Westfalen seine nordwestliche Verbreitungsgrenze Mitteleuropas und kommt hauptsächlich in den Mittelgebirgsregionen vor. Hier liegt der Verbreitungsschwerpunkt auf dem waldreichen Sauer- und Siegerland.
Vorkommen im Projektgebiet: In alten Buchen- und Edellaubholzwäldern sowie in weichholzreichen Erlen-Eschen-Auwäldern entlang von Gewässerstrukturen, mit ausreichend Alt- und Totholz.
Maßnahmen im Projektgebiet:
  • Förderung von Laubwald
  • Langfristige Sicherung von Altholzbeständen
  • Schutz von Habitat- und Höhlenbäumen
  • Förderung von insektenreichem Grünland

 

Rotmilan (Milvus milvus)

Anhang VS-Richtlinie I (EU-Code A074), RL NRW (Brutvögel): *S, RL D: V

Kennzeichen: Das Gefieder des Rotmilans ist überwiegend rostbraun gefärbt, der Kopf ist hellgrau. Im Flug werden schwarze und weiße Federn an den Flügeln sichtbar. Kennzeichnend für diese Art ist der tief gegabelte Schwanz, wodurch er sich im Flug von anderen Greifvogelarten unterscheiden lässt.
Nahrung: Kleinsäuger, wie Wühlmäuse, Vögel sowie Aas. Die Nahrung wird auf dem Boden erbeutet, wodurch der Rotmilan auf eine niedrige Vegetationshöhe angewiesen ist.
Lebensraum: Eine reich strukturierte Kulturlandschaft mit einem Wechsel aus lichten Wäldern, Acker und Grünland. Der Horst wird bevorzugt in alte Buchen oder Eichen gebaut. Den Winter verbringen Rotmilane in Südeuropa, meist in Spanien, Portugal oder Südfrankreich. Immer häufiger bleiben sie jedoch auch in Deutschland. Relevante FFH-LRT: 6230, 6410, 6510, 6520, 9110, 9130, 9180, 91E0*.
Besonderheiten: Der Rotmilan ist ein Europäer. Dabei kommen rund 65% des weltweiten Gesamtbestandes in Deutschland vor. In Nordrhein-Westfalen liegt der Verbreitungsschwerpunkt in den Mittelgebirgslagen, wodurch wir eine besondere Verantwortung für den Schutz dieser Art tragen.
Vorkommen im Projektgebiet: Im Projektgebiet ist der Rotmilan flächendeckend verbreitet.
Maßnahmen im Projektgebiet:
  • Förderung von Laubwald
  • Förderung und Vernetzung einer strukturreichen Kultur- und Naturlandschaft
  • Förderung von insektenreichem Grünland

 

Braunkehlchen (Saxicola rubetra)

Anhang VS-Richtlinie: Art. 4 (2), EU-Code A275, RL NRW (Brutvögel): 1S, RL D: 3

Kennzeichen: Das Prachtkleid der Männchen ist oberseits schwarzbraun gefärbt mit hellbraunen Federsäumen. Die Brust ist braunrot. Auffällig ist die dunkelbraune Gesichtsmaske mit dem hellen Überaugenstreif sowie die helle Kehle. Die Weibchen sind im Vergleich zu den Männchen in schlichten Brauntönen gefärbt.
Nahrung: Insekten, Spinne, Schnecken und Würmer.
Lebensraum: Das Braunkehlchen braucht offene und extensiv genutzte Nass- und Feuchtwiesen mit einer ausgeprägten Krautschicht und einzelnen höheren Strukturen, wie Zaunpfähle oder höher wüchsige Stauden, die als Sing- und Ansitzwarte genutzt werden. Den Winter verbringen sie nach einem Langstreckenflug südlich der Sahara. Relevante FFH-LRT: 6230*, 6520, 6510, 6410, 6430.
Besonderheiten: Mit einem Anteil von 40% vom Landesbestand handelt es sich bei den Populationen im Projektgebiet um den größten Brutbestand in NRW. Jährlich werden hier insgesamt 70-80 Reviere gezählt. Somit ist das Vorkommen auch das größte im gesamten Kreis Siegen-Wittgenstein.
Vorkommen im Projektgebiet: Im Projektgebiet kommt das Braunkehlchen hauptsächlich in den extensiv genutzten Offenlandkomplexen des Buchheller-Quellgebietes (Burbach-Lippe) sowie im Wetterbachtal (Holzhausen) vor. Hier besteht ein Mosaik aus artenreichen Glatt- und Goldhaferwiesen mit angrenzenden Hochstaudenfluren und Altgrasstreifen.
Maßnahmen im Projektgebiet:
  • Anpassung der Grünlandbewirtschaftung in Hinblick auf die Nutzungszeitpunkte
  • Schaffung von weiterem Extensivgrünland (u.a. durch die Umwandlung von Fichtenwald)
  • Etablierung von vertikalen Strukturen als Sitzwarte
  • Förderung von Brachestadien

 

Blauschillernder Feuerfalter (Lycaena helle)

FFH-Anhang II & IV (EU-Code 1067), RL NRW: 1S, RL D: 2

Flugzeit: Mai - Juli
Kennzeichen: Die Flügeloberseite ist orange/braun gefärbt, dabei zeigen die Männchen je nach Lichteinfall einen intensiven violetten Schimmer, der bei den Weibchen nur leicht ausgeprägt ist. Die überwiegend braunen Hinterflügel werden von einer orangefarbenen Binde abgeschlossen. Die Flügelunterseite ist in hellen Orangetönen mit schwarzen Punkten und Halbmonden gefärbt.
Nahrung: Die Falter sind wenig anspruchsvoll und fliegen zahlreiche lebensraumtypische Blütenpflanzen an. Dafür ist die Raupe umso wählerischer, die einzige Nahrungspflanze ist der Wiesen-Knöterich (Bistorta officinalis).
Lebensraum: Extensiv genutzte Grünlandhabitate mit randlichen Gehölzstrukturen und Wiesen-Knöterich Beständen. Habitatpräferenzen in den FFH-LRT: 6410*, 6430, 91E0*.
Besonderheiten: Der namensgebende Blauviolette Schimmer ist keine Farbe sondern wird durch Lichtbrechung an den Schuppen erzeugt. Der Blauschillernde Feuerfalter ist ein Eiszeitrelikt. Er bevorzugt kühle Lebensräume und ist daher u.a. auch durch den Klimawandel bedroht.
Vorkommen im Projektgebiet: Bis vor einigen Jahren konnte der kleine Falter noch in vier Teilgebieten beobachtet werden, heute beschränken sich die Vorkommen auf extensiv genutzte feuchte Grünlandbereiche in den FFH-Gebieten „Bergwiesen Lippe mit Buchheller- und Mischebachtal“ und „Buchheller-Quellgebiet“. Die noch bestehenden Vorkommen haben eine große Bedeutung für die Vernetzung der Gesamtpopulation des Westerwaldes und stellen die letzten Vorkommen im Kreis Siegen-Wittgenstein dar.
Maßnahmen im Projektgebiet:
  • Habitatoptimierung und Vernetzung
  • Anpassung der Grünlandbewirtschaftung in Hinblick auf die Nutzungszeitpunkte. Die Mahd bzw. Beweidung sollte möglichst nicht zur Zeit der Eiablage oder zu Beginn des Raupenstadiums im Spätsommer/Frühherbst erfolgen
  • Erhalt von Altgrasstreifen und Brachestrukturen
  • Schaffung von weiterem Extensivgrünland (u.a. durch die Umwandlung von Fichtenwald)

 

Goldener Scheckenfalter (Euphydryas aurinia)

FFH-Anhang II (EU-Code: 1065), RL NRW: 1S, RL D: 2

Flugzeit: Mai - Juli
Kennzeichen: Die Flügeloberseite ist in ein buntes Schachbrettmuster aus orange, gelb und schwarzbraunen Feldern. Die Hinterflügel tragen ein orangerotes Band mit einer Reihe dunkler Punkte. Die Flügelunterseite erscheint hingehen weniger auffällig in hellen Rotbrauntönen. Auch hier befindet sich auf den Hinterflügeln eine dunkle Punktreihe.
Nahrung: Die Falter fliegen bevorzugt gelbe Blüten an, darunter Kriechender Hahnenfuß und Arnika. Die Raupen hingegen sind in unserer Region ausschließlich auf das Vorkommen des Teufelsabbiss (Succisa pratensis) angewiesen.
Lebensraum: Magere, extensiv genutzte Feuchtwiesen, insbesondere Pfeifengraswiesen und Borstgrasrasen mit ausreichend Vorkommen von Teufelsabbiss und angrenzenden Gehölzgruppen. Relevante FFH-LRT: 6230*, 6410.
Besonderheiten: Nach dem Schlupf spinnen die Raupen ein gemeinsames Seiden-Gespinst, wodurch sie besser vor Fressfeinden und der Witterung geschützt sind. Die Überwinterung erfolgt in einem bodennahen Gespinst. Erst im Frühjahr verpuppen sich die Raupen.
Vorkommen im Projektgebiet: Der Goldenen Scheckenfalter gilt seit 2015 im Projektgebiet und damit im gesamten Kreis Siegen- Wittgenstein als ausgestorben. Im benachbarten Westerwald gibt es derzeit noch zwei nachgewiesene Populationen.
Maßnahmen im Projektgebiet:
  • Schaffung von weiterem Extensivgrünland (u.a. durch die Umwandlung von Fichtenwald)
  • Anpassung der Grünlandbewirtschaftung in Hinblick auf die Nutzungszeitpunkte
  • Förderung und Anpflanzung der Raupennahrungspflanze Teufelsabbiss
  • Aktive Ansiedlung des Goldenen Scheckenfalters in den ehemaligen Vorkommensgebieten