Besenderung der Rotmilane

Seit Januar 2025 arbeiten wir offiziell mit LIFE EUROKITE zusammen. Diese Partnerschaft ermöglicht es uns, Rotmilane aus unserem Vogelschutzgebiet mit Sendern auszustatten – und so aktiv zum europaweiten Schutznetzwerk beizutragen. Im Vogelschutzgebiet werden aktuell vier Rotmilan-Horste durch unsere Horstkameras überwacht. Die vier Brutpaare konnten erfolgreich 1, 3, 2 und 2 Jungvögel großziehen. Inzwischen sind die Jungtiere so weit entwickelt, dass sie in Kürze das Nest verlassen werden. Sie haben bereits genügend Gewicht, um die nur 26 g leichten Sender problemlos auf dem Rücken zu tragen. Diesen idealen Zeitpunkt nutzten wir am 11., 12. und 13. Juni 2025, um die Jungvögel zu besendern. Darüber hinaus versuchten wir, auch Altvögel zu fangen, um auch diese besendern zu können.

Die Durchführung der Besenderung wurde durch Fördermittel der NRW-Stiftung und der Stöckmann-Stiftung ermöglicht. Wir danken beiden Institutionen herzlich für ihre Unterstützung.

Besenderung der Jungvögel 2025

Die Baumkletterer des LIFE EUROKITE-Teams entnahmen die Jungvögel vorsichtig aus den Horsten und ließen sie in einem mit Seil gesicherten Stoffbeutel behutsam zum Waldboden hinab. Dort warteten bereits weitere Teammitglieder, um alle notwendigen Monitoringdaten zu erfassen: Gewicht, Flügel- und Schwanzlänge wurden gemessen, außerdem wurde eine Feder zur genetischen Bestimmung entnommen. Zusätzlich wurden die Vögel beringt, untersucht und mit GPS-Sendern ausgestattet.

Der Sender wird wie ein kleiner Rucksack angebracht – zunächst über den Kopf gezogen und anschließend unter den Flügeln entlang am Rücken befestigt. Besonders bei Jungvögeln ist es entscheidend, die Teflonbänder locker anzubringen, damit sie das Wachstum nicht einschränken. Die passenden Maße wurden auf Basis langjähriger Erfahrungen festgelegt.

Ein faszinierender Schutzmechanismus der Rotmilane zeigt sich in Stresssituationen: Sie fallen in eine Art Starre, die als Akinese bezeichnet wird. Dabei stellen sie sich tot, strecken die Zunge heraus und verströmen mitunter sogar einen unangenehmen Geruch, um Fressfeinde abzuschrecken. Dieses Verhalten erleichtert die Arbeit der Wissenschaftler erheblich – die Tiere müssen weder betäubt noch fixiert werden, was den Stress für sie deutlich reduziert.

Besenderung der Altvögel 2025

Anders als die noch flugunfähigen Jungtiere müssen erwachsene Rotmilane mit Hilfe einer Uhu-Attrappe und einem Netz gefangen werden. Während der Besenderung bleiben die Jungvögel meist relativ ruhig, werden jedoch stets an den Füßen festgehalten. Die Besenderung findet direkt am Horst statt, meist mitten im dichten Wald. Dort wären die Tiere bei einem Fluchtversuch verletzungsgefährdet. Nach dem Anbringen der Sender werden sie an lichteren Stellen wieder freigelassen.

Bei den Altvögeln werden dieselben Messungen wie bei den Jungvögeln durchgeführt:  Gewicht, Flügel- und Schwanzlänge. Zusätzlich lässt sich ihr Geschlecht bestimmen: Weibchen weisen im unteren Bauchbereich eine kahle Stelle auf, den sogenannten Brutfleck. Dieser entsteht, weil sie dort ihre Federn abstreifen, um die Eier durch direkten Körperkontakt besser zu wärmen. Die Vögel wurden auch beringt untersucht und mit GPS-Sendern versehen.

 

Das Ziel der Besenderung ist es, die Todesursachen der Rotmilane besser zu verstehen, zu überwachen und nachzuverfolgen.